Anfang Februar war es in Freiburg sehr kalt. Wir hatten zuvor beschlossen, den Brunnen nicht zu entleeren und auch die Tauchpumpe nicht zu demontieren. Die Spannung im sehr dicken Eis sorgte für radiale Risse.
Die Eiseskälte hielt auch am 18. Februar 2012 noch an. Zuerst erschraken wir, als wir den sinkenden Wasserspiegel beobachteten. Wir merkten dann aber bald, dass das Eis in der trocknen Luft durch Sublimation von oben her dünner wurde und von unten nachwuchs. Dadurch senkte sich der Wasserspiegel. Der Brunnenzylinder hatte kein Loch bekommen!
Im März gesellte sich zu den ständigen Bewohnern unseres Gartens auch eine weisse Amsel. Seitdem wird der Garten von einigen Fotografen mit meterlangen Teleobjektiven observiert. Leider haben wir es noch nicht geschafft, brauchbare Fotos zu machen. Herr Amsel wartet nämlich nie, bis wir "schussbereit sind". Dabei bietet er so tolle Motive, wenn er in der Vogeltränke badet.
Diese treuen Pflänzchen haben wir früher immer "Omas weisse Blümchen" genannt. Ich weiß bis heute nicht, wie sie wirklich heißen. Auf alle Fälle wachsen sie schon seit mindestens 60 Jahren im Garten.
In diesem Jahr hatten wir die nach dem Rebschnitt noch trockenen Ranken besser auf der Pergola verteilt und mit Draht befestigt. Zum Glück ist der Weinstock eine flexible Pflanze, die viel mit sich machen lässt. Der häufigste Fehler beim Rebschnitt ist eigentlich, wie man hört, dass zu wenig geschnitten wird! Zwischen den Zeitpunkten beider Aufnahmen liegen nur drei Wochen. Man kann nur bewundern, was Vitis Vanesa II und Vitis Dekorall leisten!
Jetzt habe ich sie gefunden! Sie wurde im Juni 1983 auf dem Geißrücken aufgenommen, der einen Zwischengipfel zwischen Windischer Höhe und Graslitzen am Pressegger See im Gailtal bildet. Die Blume hatte ich nach Bestimmungsbuch nicht "Teufelskralle" genannt, sondern "Berg-Flockenblume". Wie wir inzwischen erfahren haben, ist das richtig. Die Kralle ist ab sofort eine Flocke.
Am 28. April 2012 hatten wir den Brunnen gereinigt und Kassandra entkalkt. Ein bisschen grünlich waren die Bodensteine zwar schon belegt, aber immerhin hatten wir das Wasser zuletzt am 29. September 2011 gewechselt und in Herbst und Winter keine Chemikalien zugegeben. Die Reinigung war problemlos. Schwer war im wahrsten Sinne des Wortes vor allem das Geschleppe der beiden Tauchpumpen und des Hochdruckreinigers.
In der ersten Maiwoche mussten wir leider feststellen, dass unsere Buchshecken an vielen Stellen vom Buchsbaumzünsler befallen waren. In kürzester Zeit hatte Christl Hunderte von Raupen abgesammelt. Es half nichts: wir mussten mit dem systemischen Mittel Thiacloprid spritzen, welches auch zugleich ein Kontaktgift für den Zünsler ist, der aus Asien in die Schweiz gekommen ist und sich inzwischen Rhein abwärts bis nach Niedersachsen vorgearbeitet hat. Zwei Wochen zuvor hatte unser Gärtner den Buchs gegen das Triebsterben durch den Pilz cylindrocladium buxicola mit Tebuconazol (Folicur) gespritzt. Der Zünslerbefall war ihm da nicht aufgefallen. In ein paar Tagen müssen wir die Spritzaktion wiederholen. Dann werden wir beide Mittel mischen.
Inzwischen blühen auch unsere Rhododendren im Vorgarten wieder. Wie man im Vergleich mit den Bildern des letzten Jahres gut sehen kann, hat der Fühling diesen Jahres seinen anfänglichen Rückstand aufgeholt. Dabei erfreuen uns allerdings die Eisheiligen mit Schnee und Temperaturen unter 0 °C auf dem Feldberg. In Freiburg hatten wir letzte Nacht Bodenfrost.
Die Kastanien in der Seminarstraße stehen jetzt in voller Blüte. Die rosa Blüten zeigen sich immer etwas später als die weißen. Eigentlich machen die Kastanien viel Arbeit. Wenn die Blüten abgefallen sind, kleben sie an den Schuhen fest und lassen erst wieder locker, wenn sie sicher sind, dass sie sich in einer Wohnung befinden. Später im Jahr fallen dann die Kastanien ab, und die stacheligen Hüllen müssen entsorgt werden. In Freiburg sind nämlich die Hausbesitzer für das Säubern und Eisfreihalten der Wege verantwortlich. Das sind bei uns weit mehr als 100 m. Deshalb zahlen wir ja der Stadt auch erhöhte Grundsteuern. Nach den Kastanien fällt im Herbst das Laub. Das müssen wir in spezielle Säcke verpacken. Dann wird es von der Stadt Freiburg abgeholt. Die Kastanienbäume sind nämlich auch durch irgendetwas infiziert, was dagegen spricht, das Kastanienlaub wie normales Laub zu behandeln
Heute hat Christl den Fotoapparat rechtzeitig gezückt. Endlich sind ihr ein paar Aufnahmen im Garten gelungen, auf denen man sieht, dass der neue weisse Vogel, der seit einiger Zeit bei uns wohnt (s. 3. April 2012.), ein Amselmännchen ist.
Jetzt - Ende Mai - ist wieder die Zeit, während der die Natur etwas zu dick aufträgt. Alles wuchert. Unsereins hat Schwierigkeiten, auf den Beeten zu entscheiden, was gehegt und was ausgerupft werden soll. So manches "Unkraut" wird da manchmal mehr geliebt als eine der Spießerpflanzen. Zu letzteren gehört für mich, auch wenn er nicht mit Unkraut verwechselt werden kann, der weiße Hollunder. Davon haben wir recht viel im Garten. Wenn die schwarzen Beeren im Spätsommer abfallen, weil niemand sie erntet und weil die Vögel mit den Unmengen nicht klarkommen, gibt es wieder Sauerei und Flecken auf den Teppichen. Früher musste jedes Haus einen Hollerbusch vor der Tür stehen haben. Mit Grauen höre ich noch den langsamen Walzer aus der Tanzstunde:
"Weißer Holunder, er blühte im Garten
Als über's Jahr glücklich ich war.
Er sagt zum Abschied, ich soll auf ihn warten,
Denn über's Jahr sind wir ein Paar.
Nun wird er weiß, der Holunder,
das Jahr ist vorbei.
Ich glaubt' an das Wunder
von Liebe und Treu."
Noch schrecklicher kommen mir beim Anblick der blühenden Hollunder-bäume die Blüten in den Sinn, die in Pfannkuchenteig getaucht werden und dann im Fett schwimmend fritiert werden. Aber Bilder vom Hollunder gehören natürlich zum Bericht über das Gartenjahr.
Schon im Jahr 2004 hatten wir Himalaya-Rambler am Fuße der Kiefer gepflanzt. Inzwischen haben sie mehr als 3/4 der Kieferhöhe erreicht. Zur Zeit beginnen sie zu blühen. Weil sie so weit weg sind, nimmt man die Rambler nur als kleine Farbkleckse wahr. Aber sie bilden hängende Inseln aus. Eines fernen Tages werden wir viel Freude an ihnen haben. Sie beleben die etwas langweilige Kiefer.
Unser Vorgarten bietet nicht all zu viele Möglichkeiten für eine Gestaltung, zumal er auch sehr schmal ist. Pflegeleicht sollte er sein, und die großen Mengen an Abfall der Kastanien sollten einigermassen leicht entsorgt werden können, genau so wie die leeren Bierflaschen, Zigarettenkippen, Tempotaschtücher und Plastiktüten, die von meist jugendlichen Passanten täglich in unserem Vorgarten deponiert werden. Sebstverständlich haben wir auch schon Fahrradrahmen, Stühle und Kinderwagen im Garten entgegengenommen. Die Gärtner hatten die gute Idee, im Vorgarten einen ausgetrockneten Bachlauf, einen "Wadi" anzulegen. Dazu wurde eine Unkrautsprerre aus Stoff mit Dreisamkieseln verschiedner Größen beschüttet. Die Ufer wurden geformt und bepflanzt.
Zwischen Hauswand und Wadiufer wurde eine uralte Hortensie mit einbezogen. Meine Mutter berichtete, dass man sich früher zur Feier der Konfirmation Hortensien mitgebracht habe und diese dann in den Garten gepflanzt habe. Der alte Stock im Vorgarten gehe demnach auf ihre eigene Konfirmation zurück. Das muss also um 1930 herum gewesen sein. Mithin wäre die Hortensie auf den Bildern oben und unten mindestens 80 Jahre alt!
In diesem Jahr spürte man den nahenden Herbst sehr deutlich. Unsere vier Weinstöcke an der Grotto-Pergola begannen sehr früh ihre Contenance zu verlieren und warfen bereits viele ihrer Blätter ab, die braun geworden waren, ohne vorher rot anzulaufen. Zwar haben wir zur Zeit noch ein schützendes Dach; aber es ist doch deutlich schütter geworden. Ich tippe auf Mehltau und überhaupt das ganze Wetter! Die Winzer hier klagen ja auch alle. Bei ihnen hat der Hagel auch noch kräftig am Verlust mitgewirkt. Jedenfalls wird in unserem Garten nächstes Jahr gespritzt, mit und ohne Bio, vermutlich ohne! Auch die Trauben sind überwiegend klein und verhuzelt. Wir haben nur sehr wenig ernten können. Die süssesten Früchte blieben für die Amseln, deren Population wieder zugenommen hat, nachdem diese in Freiburg durch amsel-spezifische Viren fast ausgerottet war. Unser weißer Mutant läßt sich seit ein paar Wochen nicht mehr blicken. Vielleicht kann er nicht, weil ihn eine der vielen Katzen gefressen hat, die unseren Garten als ihr Klo betrachten. Unsere Ultraschallkatzenvertreibungsgeräte sind wohl nicht sehr wirksam. Besonders gefreut hatten wir uns auf die erste Mira-bellenernte. Immer wieder hatten wir einzelne Früchtchen gepflückt und als noch nicht reif genug befunden. Wir wollten kein steinhartes Obst wie sie allerorts, besonders auf dem Münstermarkt, verkauft werden. Als wir dann nach einem verregneten Wochenende "gwünne" wollten, waren nur noch Mirabellenkerne am Boden zu entdecken. Der Rest der Mirabellen hatte sich im Innern von Vögeln in die Luft erhoben. Schade! Nächstes Jahr brauchen wir ein Baumnetz oder Böllerschüsse. Unangenehm verhielten sich auch die Buchsbaumzünsler. Sie sind aus der Schweiz, wohin sie aus Asien mit dem Flugzeug anreisten, fressend bis weit über Freiburg hinaus Richtung Norden vorgedrungen. Die Friedhöfe sind eine beliebte Brutstätte für die Schmetterlinge und ihre niedlichen grünen Raupen. Unser steinalter Buchs im Garten, von dem wir ja sehr viel aus dem Hitzesommer 2003 retten konnten, war natürlich auch mehrfach befallen. Abgesehen davon, dass Christl Tausende von Zünslern abgesammelt hat, haben wir auch in diesem Jahr schon dreimal gespritzt. Das ist eine unangenehme Arbeit, weil man die Kronenblättchen von Innen heraus ansprühen muß. Wir verwenden ein systemisches Gift, welches einerseits die Raupen, die keine natürlichen Feinde haben, direkt vergiftet - dazu muss man sie aber kontaminieren, was nicht leicht ist, wenn sie in ihrem Kokon eingesponnen sind - andererseits wird auch der Buchs für die Raupen zum Fressgift. Der Buchs kann das Gift über die Blättchen und aus dem Wurzelbereich aufnehmen. Obwohl unsere Buchshecken also ziemlich gestresst waren, mussten sie in diesem Jahr doch geschnitten werden. Das haben wir diesmal vom Gärtner machen lassen. Das Ergebnis ist anhand der nächsten Bilder zu sehen.
Erstaunliches hat sich im Unterholz im Garten neben dem Garagenhaus getan: Der Gemeine Riesenschirmling, Parasol oder Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera) hat dort einen großen Hexenring produziert. Der Parasol ist laut Wikipedia " eine Pilzart aus der Familie der Champignonverwandten (Agaricaceae).....alle Formen des Gemeinen Riesenschirmlings sind essbar und gelten als gute Speisepilze. Verwendet werden meist nur die Hüte, die sich ähnlich wie Schnitzel zubereiten lassen. Die Stiele sind oft zäh und nicht zum direkten Verzehr geeignet, können aber zu Pilzpulver verarbeitet werden". Unsere Nachbarn haben sich schon für eine Ernte angesagt.
Mit diesem Bild wird die Berichterstattung über das Gartenjahr 2012 beendet. Die Bilder des Jahres 2012 aus unserem Garten erfreuen zunächst einmal uns selbst. Die Aufeinanderfolge in der Natur über das Jahr hinweg war uns natürlich immer irgendwie bewußt; aber bevor wir im Jahr 2004 nach Freiburg gezogen waren, hatten wir noch nie Verantwortung für einen größeren Garten getragen. Gartenarbeit war mir von Kindheit an immer zuwider gewesen. Meine Eltern hatten mit der Zwangsverpflichtung zum Rasenmähen dazu beigetragen. Wann immer im trüben Göttingen ein Sonnenstrahl den elterlichen Garten traf, rissen sich "Papi und Mutti" die Kleider vom Leib und fingen an Gartenarbeiten an uns Kinder zu verteilen. Erst hier im großelterlichen Haus in Freiburg entdeckten wir, welche Möglichkeiten zu planen und die Planungen dann auch zu verwirklichen, ein eigener Garten bietet. Anders als bei allen anderen Betätigungs-möglichkeiten kann man sich die Zeit großzügig einteilen. Nichts ist so wichtig, dass es nicht auch später erledigt werden könnte. Und wenn es für uns alte Pensionäre mal zu mühsam wird, springt gern ein Gärtner mit seinen polnischen oder portugiesischen Mitarbeitern ein. Das letzte Gartenbild des Jahres 2012 zeigt auch gleich einige erfolgreich durchgeführte Projekte, nämlich vorn die Pergola aus Tessiner Kastanienholz mit dem nicht sichtbaren Granittisch und Bänken für bis zu 10 Personen, die Gartenbeleuchtung, den Brunnen, die Pergola dahinter und die mit Porphyr gepflasterten Wege. So stören wir uns auch in keiner Weise an den eher abfälligen Bemerkungen eines ehemaligen Freundes, für den unser zentrales Gartenthema eher peripher ist, und der Homepages ohnehin nicht anschaut, weil er sie für Reklame hält.